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Montag, 19. Juli 2010 Pressemitteilung der BI und der BBU: CCS Gesetz vorgestellt- Bundesregierung erliegt einer großen Illusion

Scharfe Kritik von Experten

Die Bundesregierung spricht von Zukunfts- und Schlüsseltechnologie in Bezug auf die CCS-Technik (Abscheidung und Lagerung von Kohlendioxid aus Rauchgasen von Kraftwerken). Dabei verkennt sie die Sackgasse, in die sie mit dem CCS-Gesetz führt und gelangt:

Während eine vollständige Umstellung auf regenerative Energiequellen das Gebot der Stunde sein sollte, bekommen Dinosauriertechniken mit Braun- und Steinkohle eine Überlebenschance. Die Bundesregierung erliegt dabei der großen Illusion, CO2 könne im geologischen Untergrund kontrolliert und sicher gelagert werden.

Die beiden Mitglieder der die Bundesregierung beratenden Kommission für Anlagensicherheit (KAS), Prof. Dr. Jürgen Rochlitz und Dipl. Phys. Oliver Kalusch, gleichzeitig Vorsitzender der Bürgerinitiative Kein Steinkohlekraftwerk Arneburg bzw. Mitglied des Vorstands des BBU (Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz) sind empört. Sie kritisieren scharf, dass der Gesetzentwurf vorgelegt wurde, ohne die Untersuchungen und Überlegungen der KAS abzuwarten, die sich z. Zt. auch mit der Sicherheitsproblematik der CCS-Technik befasst.

Sie monierten weiterhin, dass weder die Empfehlungen des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) zur Energieversorgung noch die Position des Umweltbundesamtes berücksichtigt wurden.

Vom „maximalen, rechtlichen und technischen Sicherheitsstandard“ sprach Bundesumweltminister Röttgen. Dieser müsste allerdings erst noch entwickelt werden z.B. mit Hilfe der KAS, so die beiden Experten.

„ Tatsächlich ist es eine Illusion zu glauben, man könne mit der relativ kleinen Versuchsmenge von 60.000 t oder 100.000 t (geplant für die Versuchsstandorte Ketzin, Brandenburg, bzw. Salzwedel, Sachsen-Anhalt) Sicherheitserkenntnisse für die mehreren Millionen Tonnen CO2 eines einzigen Demonstrationskraftwerks gewinnen. Die Tiefengeologie ist kein Reaktionsgefäß, für das klassische Vergrößerungsmaßnahmen aus der Chemie anwendbar sind (dort lässt sich eine funktionierende Reaktion üblicherweise relativ leicht upscalen, d.h. vergrößern).

Dabei ist auch eine „CCS-Unschärferelation“ zu beachten: Je genauer man messen will, wo und wie das verpresste CO2 sich befindet, umso unsicherer wird die Lagerung durch die zusätzlich nötigen Bohrungen.“ führte der Chemieprofessor aus.

Und Oliver Kalusch ergänzte: „Unter diesen Aspekten bietet das Gesetz viele Möglichkeiten, Steuergelder im Untergrund zu versenken – ohne Sinn und Verstand - allerdings mit dem Nebeneffekt, dass diese für die Weiterentwicklung der regenerativen Energiequellen fehlen!“

Für die Entwicklung in der Altmark heißt dies – wie Wilfried Padelt vom Vorstand der BI formulierte: „Wir werden helfen, den Widerstand gegen die CO2-Verpressung bei Salzwedel zu verstärken und werden weiterhin aufmerksam jeden weiteren Schritt zu einem Steinkohlekraftwerk Arneburg verhindern.“

Den Befürwortern der CCS-Technik und der Bundesregierung muss schließlich vorgehalten werden, dass sie offensichtlich in den weniger bevölkerten Gebieten Brandenburgs und Sachsen-Anhalts leichtfertig in Kauf nehmen, wenn dort entweder ein weiterer Wegzug der Bevölkerung oder gar eine Entvölkerung durch einen CO2-Unfall mit Erstickungsfolgen durch in Bodennähe waberndes CO2-Gas stattfindet - ein später Beitrag zu den „blühenden Landschaften“.



Prof. Dr. Jürgen Rochlitz
Vorstandsvorsitzender


Verknüpfte Dateien

PDF-Datei   Altmark-Zeitung 21.07.2010
PDF-Datei   Volksstimme 29.07.2010
PDF-Datei   Gemeinsame Pressemitteilung BBU und BI

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